Heraklion & zurück auf dem Festland

Heraklion

So entspannt und ruhig es in Bali zugeht, so spannender ist aber die An- und Abfahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Nach Bali sollte es nämlich nach Heraklion gehen. Wir machten uns also wieder die 2km auf den Weg zu der Landstraße, wo der Bus uns bei der Hinfahrt schon absetzte und warteten ungefähr zur selben Zeit auf den Bus, der aus Rethymno kommend weiterfahren sollte. Optimistisch hoben wir unsere Hände, um den Busfahrern ein Zeichen zu geben anzuhalten und nur zwei Busse rauschten an uns vorbei. Dann kam aber der Bus nach Heraklion, machte uns ein kurzes Zeichen, dass der eigentliche Einstieg ein paar Meter weiter vorne ist, wir rannten schnell hin und konnten ganz entspannt im Bus unser Ticket kaufen.

Nach einer guten Stunde erreichten wir auch schon Heraklion, fuhren einmal durch die ganze Stadt am Hafen vorbei zum großen Busbahnhof und liefen von dort aus dann zu unserer kleinen Unterkunft, die sehr zentral mitten in der Stadt lag. Hier blieben wir für drei Nächte. Tomek gefiel insbesondere die Deko des Zimmers (was ich mir im Vorfeld bei der Buchung auch schon gedacht habe).

Es war Sonntag, alle Geschäfte waren zu und aus Bali hatten wir nicht mehr allzu viel Proviant mitgenommen, sodass wir einfach in die Stadt spazierten, uns in einen Imbiss setzten, der lecker aussah und wo recht viele Griechen saßen und uns stärkten. Dann schlenderten wir noch ein bisschen durch die Stadt, in der wir hauptsächlich Souvenirgeschäfte, Klamottenläden und Restaurants fanden. Den Montag verbrachten wir dann damit, nach ein paar neuen Klamotten für Tomek zu schauen, doch auch auf Kreta ist die Herbstmode in den Geschäften eingezogen und kurze Hosen und T-Shirts waren wirklich nur sehr spärlich zu finden.

Am Tag darauf fuhren wir mit dem Bus zum Palast von Knossos, der nur ein paar km außerhalb der Stadt liegt. Im Internet hatten wir gelesen, dass man besser die Tickets schon vorher online kaufen sollte, um an der langen Schlange am Eingang vorbeizukommen. Doch im Jahr 2020 ist alles anders und es war überhaupt keine Schlange zu sehen. Der Palast ist der größte minoische Palast auf Kreta und wurde vor etwa 4000 Jahren errichtet.

Die restlichen Tage in Heraklion waren dann sehr entspannt, wir waren am Meer spazieren und planten in der Unterkunft unsere Weiterreise.

Rückreise nach Athen

Am 5. Tag in der Hauptstadt Kretas nahmen wir wieder am Abend die Fähre nach Athen zurück. Wir mussten Mittags schon aus unserer Unterkunft auschecken und setzten uns zunächst eine Stunde ans Meer.

Wir saßen dort genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort, denn auf einmal stolperte eine alte Dame direkt vor uns, fiel hin und wir konnten ihr sofort aufhelfen und ihr aus unserer „Reiseapotheke“ sogar ein Pflaster für ihre Wunde geben. Und der Tag ging abenteuerlich weiter… wir setzten uns danach zum Mittagessen in ein Restaurant und aßen gerade Fisch, als der Boden zu wackeln begann und es sich so anfühlte, als wäre man auf einer Drehscheibe. Tomek merkte sofort, dass es ein Erbeben sein musste. Glücklicherweise war es nach ein paar Sekunden auch wieder vorbei. Wir aßen in Ruhe auf und machten uns dann langsam auf den Weg zum Fährenterminal. Dort konnten wir auch unsere Tickets abholen, die wir online schon gekauft hatten. Doch dann erhielten wir einen besorgten Anruf von Tomeks Familie „Gehts euch gut? In Griechenland gabs ein Erdbeben und es ist Tsunami-Gefahr!“ Erst dadurch erfuhren wir, dass wir auf Kreta auch Auswirkungen des heftigen Erdbebens vor der Insel Samos bei Izmir gespürt hatten. Wir hatten das große Glück, dass uns nichts passiert ist und auch, dass unsere Fahrt auf Griechenlands Festland nicht davon betroffen war. Somit verabschiedeten wir uns von Kreta.

Auf dem Rückweg hatten wir einen anderen Fährenanbieter gebucht und mussten feststellen, dass man die Armlehnen der Sitze auf dieser Fähre nicht hochklappen und sich somit nicht auf den Sitzen ausbreiten konnte. Tomek entschied sich also dazu, es sich auf dem Boden bequem zu machen.

Doch auch die 9 Stunden vergingen (trotz stärkerem Seegang als bei der Hinfahrt) recht schnell und wir erreichten bei Tagesanbruch dann Piräus, die Hafenstadt südlich von Athen. Dort hatten wir uns eine Unterkunft für zwei Nächte gebucht, in die wir netterweise auch schon um 8 Uhr morgens einchecken konnten. Von unserem Balkon dort hatten wir diesen Blick:

Die letzten Tage in Athen

Anschließend ging es für uns nochmal zwei Nächte nach Athen. Tomek hatte eine große und sehr günstige Unterkunft für uns gebucht, aber gar nicht groß darauf geachtet, in welcher Lage sie liegt. Die Wohnung lag zwischen dem Bahnhof Larissa und dem Omonia-Platz, was beides recht schäbige Orte in Athen sind. Insbesondere der Omonia-Platz ist uns bei unserem ersten Aufenthalt in Athen schon negativ aufgefallen. Aber wir waren dieses Mal ja nicht mehr groß zum Sightseeing da, denn schon drei Tage später sollte aus Athen unser Flug nach Mexiko gehen!W

Wir hatten noch ein paar Dinge zu organisieren, wie vor allem Pakete nach Deutschland zu schicken. Am Anfang unserer Reise haben wir einen Griechenland-Reiseführer sowie einen Wanderführer für den Olymp gekauft und mit der Zeit haben sich viele Informationsheftchen, Erinnerungsstücke etc. angesammelt. Außerdem haben wir immer wieder von Hosts oder im Restaurants kleine Geschenke erhalten (wie z.B. der selbstgemachte Zimt-Raki in Topolia). All das wollten und konnten wir nicht nach Mexiko mitnehmen und wir beschlossen daher, unseren Lieben ein paar Dinge nach Hause zu senden. Wir brauchten also nur noch eine geeignete Postfiliale. Ich schaute schnell bei google maps nach und prägte mir den Weg ein und wir liefen los. Wir hätten vorher mal schauen sollen, wohin wir da laufen wollen, denn wir bogen in eine Seitenstraße ein und ich sagte zu Tomek „An der nächsten Kreuzung ist die Post“. Aber alles was wir an der nächsten Kreuzung sahen, war ein ganz ganz schäbiger Drogenumschlagplatz! Ein Mann kauerte auf dem Boden vor sich her, andere Gestalten liefen herum und sehr gruselig war außerdem ein Kerl, der völlig neben der Spur mit einem Einkaufswagen direkt auf uns zulief. Wir blieben beide instinktiv stehen und beschlossen, dass wir diese Postfiliale nicht weiter suchen möchten. Wir machten auf dem Absatz kehrt und liefen wieder zur Hauptstraße zurück. Das hat uns gelehrt, dass wir definitiv in keine Seitenstraßen mehr in komischen Stadtvierteln laufen werden!

Doch dann gingen wir weiter stadteinwärts und es wurde immer touristischer, organisierter und die Menschen sahen auch wieder völlig normal aus. Wir aßen noch eine Pita und fanden dann auch eine Postfiliale. Diese nahm allerdings nur Pakete entgegen und verkaufte keine Versandtaschen. Wir fanden dann allerdings noch einen Schreibwarenladen und wussten immerhin, wo wir hingehen können. Und so packten wir am nächsten Tag unsere Pakete zusammen und liefen wieder in die Stadt. Dabei fiel uns auf, dass der Pita-Laden, in dem wir uns gestern noch etwas zu essen geholt hatten und alle anderen Cafés auf der Straße gar keine Stühle mehr draußen hatten. Es wirkte komisch, aber wir machten uns keine großen Gedanken darum. Letztendlich konnten wir unsere Pakete dann problemlos nach Deutschland schicken und erleichterten unser Gepäck damit um das ein oder andere Kilo!

Die Ausreise kurz vor dem Lockdown

Unser Flug von Athen war für 06:30 Uhr morgens festgelegt. Ursprünglich hatten wir geplant, die Nacht vorher einfach am Flughafen zu verbringen, um rechtzeitig zur Gepäckaufgabe und zum Check-in vor Ort zu sein. Da ich mich aber nicht so fit gefühlt habe, beschlossen wir spontan, doch noch in einer Unterkunft ganz in der Nähe zu übernachten. Wir fanden ein kleines Apartment in Artemida, was ca. 15km vom Flughafen entfernt ist und auch einen Flughafen-Shuttle anbot. Dorthin fuhren wir wieder mit dem Zug und Bus und kamen ziemlich hungrig im Örtchen an.

Am Strand gab es einige Restaurants, jedoch merkten wir schnell, dass alle Stühle aufeinander gestapelt waren und niemand in den Restaurants saß. Schnell merkten wir, dass dies wohl eine Maßnahme gegen das Coronavirus sein muss und es erklärte auch, warum die Stühle in Athen alle weggeräumt wurden. In einem Restaurant saß aber eine ältere Dame, also gingen wir dorthin und die Kellnerin erklärte uns, dass wir nur Essen bestellen dürfen, aber nicht vor Ort essen dürfen. Sie war sehr süß und brachte uns für die Wartezeit sogar ein paar Stühle nach draußen. So warteten wir also auf unser (wirklich leckeres) Gyros vor der Tür und aßen es dann am Strand. Mittlerweile war es in Griechenland aber auch schon kühler geworden und die Sonne ließ sich nicht blicken, sodass an Baden nicht zu denken war.

Zwischenzeitlich fanden wir heraus, dass der Flughafen in Thessaloniki mittlerweile komplett geschlossen war. Wir hatten Glück, dass wir von Athen aus losfliegen wollten. Aber auch was unser Flughafenshuttle betraf, waren wir von den Maßnahmen betroffen. Denn aufgrund einer nächtlichen Ausgangssperre durfte unser Fahrer erst um 5 Uhr losfahren. Da unser Flug ja schon um 06:30 Uhr abheben sollte, war ich etwas angespannt, ob das auch alles wirklich gut geht. Dass das dann alles letztendlich super geklappt hat, könnt ihr in unserem Bericht über den Flug und die Einreise nach Mexiko nachlesen!

An der Stelle ist vielleicht noch interessant zu erwähnen, dass zwei Tage nachdem wir Griechenland verlassen hatten, ein landesweiter Lockdown für drei Wochen verhängt wurde, der deutlich strenger war als die Regeln in Deutschland. Ob wir in dem Zeitraum hätten fliegen dürfen, können wir gar nicht beantworten. Wir waren nur sehr froh und dankbar, dass wir (wieder mal) so ein gutes Timing hatten!

Hier geht es zurück zur Griechenland-Übersicht

Schreibe einen Kommentar