Das Memeldelta & Kaunas

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Mit dem Mietwagen ins Memeldelta

In Klaipeda mieteten wir uns ein Auto, mit dem wir weiter südlich in das Memeldelta fuhren. Um dorthin mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu gelangen, wäre man nur sehr langsam vorangekommen, hätte mehrfach umsteigen müssen und die Busse fahren nicht sehr oft am Tag. Mit einem Mietwagen waren wir deutlich flexibler. Wir mieteten das Auto über Check24, buchten alle möglichen und nötigen Versicherungen direkt hinzu und waren somit auf der sicheren Seite. Bei unserer Ankunft bei der angegebenen Adresse war aber weit und breit keine Mietwagenstation zu finden. Nach einem kurzen Anruf wurde uns gesagt, dass sich die Station mitten in einem Hotel befindet und nach der Nachfrage an der Rezeption fanden wir letztendlich auch das Mietwagenbüro. Der Herr war sehr freundlich, fragte uns aber direkt, ob wir noch weitere Versicherungen hinzufügen möchten, da wir nur „basic insurances“ hätten. Ich wurde kurz stutzig, verneinte aber, da ich mir sicher war, bei Check24 alles abgedeckt zu haben. Tomek musste als Hauptfahrer seinen Führerschein vorlegen, eine Kaution wurde geblockt und dann ging es auch schon zu unserem Flitzer – zu Tomeks Pech ein Automatikauto (er ist noch nie Automatik gefahren, hat sich aber sehr gut geschlagen!). Und schon ging es aus der doch recht chaotischen Stadt nach draußen in die Natur!

Als Memeldelta wird das Mündungsgebiet des Flusses „Memel“ in das kurische Haff bezeichnet. Einer der Mündungsarme stellt übrigens eine weitere Grenze zwischen Litauen und Russland dar (wir haben es irgendwie mit Grenzgebieten).

Wir entschieden uns dafür, in dem Dorf Rusne zwei Nächte zu bleiben. Rusne ist ein kleines, recht verschlafenes Dorf, in dem es mehr Störche als Einwohner gibt. Trotzdem gab es einen kleinen Supermarkt und auch ein neu-wirkendes Restaurant, bei dem wir sehr günstig zweimal zu Mittag aßen. Das Memeldelta lässt sich sehr angenehm zu Fuß erkunden, man läuft endlos weit an Flüssen entlang und die Ruhe ist wirklich wunderschön! Wir haben kurz vorher unsere Geocaches-Accounts wieder aktiviert und waren überrascht zu sehen, wie viele dort versteckt sind. Also kombinierten wir die Wanderungen mit der Suche nach Caches und konnten einige loggen.

Wir sind bei unseren Wanderungen gerne spontan und halten uns sehr selten an die asphaltierten Wege. Oft finden wir, dass ein Trampelpfad spannend aussieht oder wir probieren es auch mal querfeldein. So war es dementsprechend auch im Memeldelta, wo es vor allem viel unberührte Natur gab. Einmal endete ein Trampelpfad auf einem Feld, wo das Gras uns bis über die Knie ging. Wir dachten uns eigentlich nichts dabei, bis wir bei einer Wanderung von Rusne zu einem Nebendorf mal wieder einen recht ausgeprägten Trampelpfad benutzten. Ich lief vor Tomek und erzählte ihm gerade irgendetwas, bis ich in meinem Augenwinkel auf einmal vor mir etwas entlanghuschen sah: Eine Schlange! Sowohl die Schlange als auch ich erschraken beide total und wir konnten gerade noch sehen, wie sie im Gebüsch verschwand. Tomek konnte dabei erkennen, dass sie eine gelbe Markierung auf dem Kopf hatte. Wir fanden heraus, dass es sich dabei um eine schwarze Kreuzotter handelte, die zwar giftig ist, aber deren Gift nur in einer stärkeren Menge gefährlich ist. Das war ein Erlebnis! Ich muss zugeben, dass ich noch Tage später ein mulmiges Gefühl hatte, wenn wir durch hohes Gras liefen und wir dadurch wahrscheinlich auch ein bisschen vorsichtiger geworden sind.

Nach der Rückkehr dann der große Ärger

Am Ende unserer Zeit in Rusne brachten wir den Mietwagen in Klaipeda zurück, um von dort aus mit dem Bus weiter nach Kaunas zu fahren. Bei der Ankunft am Mietwagenstand war kein Mitarbeiter vorhanden, der das Auto entgegennahm. Aber das wunderte uns nicht sehr, denn der Mitarbeiter hatte uns vorher schon gesagt, dass er vielleicht nicht da sei, wir sollen dann einfach den Schlüssel in den Briefkasten werfen. Da wir keinen Unfall mit dem Auto hatten und uns keine Schäden auffielen, taten wir wie besprochen und machten uns auf den Weg zum Busbahnhof.

Keine 20 Minuten später bekam Tomek eine E-Mail, dass nach unserer Rückgabe des Autos Schäden festgestellt worden sind, ein großer Kratzer an der Unterseite, der auch fotografiert wurde. Auf den Fotos konnten wir lediglich Dreck erkennen (es hatte während unserer Mietzeit auch immer wieder geregnet und der Boden war sehr matschig), aber keine Kratzer. Wir ärgerten uns sehr darüber, denn es klang alles nach einer Masche, um Geld von uns abzuziehen. Aber da wir eine Versicherung abgeschlossen hatten, telefonierte ich kurz mit den Mitarbeitern von Check24, die uns dazu rieten, da wir keine Fotos bei der Rückgabe gemacht haben, einfach dem Schaden zuzustimmen (vielleicht ist ja wirklich etwas passiert, wir haben es nur einfach übersehen/ nicht mitbekommen) und wir bekommen das Geld von der Versicherung zurückerstattet! Letztendlich mussten wir mit ~450€ in Vorkasse gehen, die aber wirklich schnell auf unser Konto zurückerstattet wurden. Auch wenn das ja immer mal passieren kann, hat es uns die Lust auf Mietwagen fürs erste doch verdorben.

Städtetrip in Kaunas

Mit dem Bus ging es für uns nach Kaunas, die zweitgrößte Stadt Litauens. Die Fahrt dauerte ca. 3,5 Stunden, die Busse in Litauen sind aber alle mit kostenlosem Wifi und Steckdosen ausgestattet, sodass man sich die Fahrt gut beschäftigen kann. Vielleicht auch mal ganz interessant zu wissen, dass die Busfahrt uns insgesamt (also für beide zusammen) 31€ gekostet hat. Wir hatten mit unserer Vermieterin ausgemacht, dass uns jemand vom Busbahnhof abholt und so trafen wir auch auf jemanden in unserem Alter, der uns in sein klappriges Auto bat und uns erzählte, dass er ein Zimmerupgrade für uns hat – ein Zimmer, was direkt in der Altstadt liegt und von der Lage noch besser sei als das, was wir gebucht haben. Wir stimmten zu, weil wir dachten, wir können uns das ja einfach mal anschauen. Er war auch wirklich sehr nett und wir unterhielten uns die ganze Fahrt über Litauen, die Unterschiede zu Deutschland und dass er eigentlich gerne in Holland studieren würde.

Die Unterkunft war dann auch wirklich gut – direkt in der Altstadt und schön groß. Wir gingen direkt am ersten Abend der Ankunft auch raus. Es war ungewohnt schön, wieder ein paar mehr Menschen um uns zu haben und die Stadt war voller Cafés, Bars und Restaurants. Es gefiel uns hier auch sehr gut. Wir gönnten uns an dem Tag auch direkt mal einen Restaurantbesuch, um litauisches Essen zu probieren. Ich hatte als Vorspeise eine kalte Rote-Beete-Suppe (Šaltibarščiai) und Tomek eine Sauerkrautsuppe (Raugintų kopūstų sriuba). Dazu gab es noch gefüllte Kartoffelklöße (Zeppelinas), die köstlich schmeckten!

Für den zweiten Tag hatten wir geplant, das nahegelegene Kloster Pažaislis zu besuchen. Sparfüchse wie wir sind beschlossen wir, die etwas mehr als 10km dorthin zu wandern. Dabei konnten wir auf dem Weg noch ein paar Geocaches loggen und die Stadt ein bisschen zu Fuß erkunden. Aber wir merkten schon bald, dass der Großteil der Strecke an der gut befahrenen Straße entlangging, was den Weg nicht sehr schön machte. Doch wir erreichten bald das Kloster, das übrigens im Jahr 1664 erbaut wurde und eine der schönsten Barockkirchen des Landes besitzt. Wir schauten uns das Kloster und den Innenhof in Ruhe an.

Da wir beim Hinweg schon feststellten, dass der Weg sehr oft an der Straße entlang geht und nicht so schön ist wie erwartet, beschlossen wir, den Rückweg dann mit dem Bus zu fahren. Letztendlich haben wir für das Busticket dann nämlich auch nur insgesamt 2€ bezahlt. Das lag aber auch daran, dass uns ein netter Busfahrer oben am Kloster einsammelte, uns aber mitteilte, dass er nicht die Strecke fährt, die wir brauchen und uns kostenlos ein paar Stationen weiter an unserer richtigen Haltestelle wieder aussetzte. Auch wenn er kaum Englisch konnte und wir kein Litauisch, konnten wir uns dennoch irgendwie verständigen und es war wirklich superlieb von ihm!

Am Abend zurück in der Altstadt bestiegen wir noch einen kleinen Berg auf der anderen Uferseite der Memel, um einen Blick von oben auf die Stadt zu erhalten.

Später waren wir dann noch aus Versehen georgisch essen, aber das war auch super lecker!!

Dann ging es von Kaunas aus auch schon zu unserem letzten Reiseziel in Litauen – nämlich in die Hauptstadt Vilnius.

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