Die kurische Nehrung & Klaipeda

Busfahren in Litauen – die Anreise auf die kurische Nehrung

Wir wollten in Litauen zunächst die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. An der Westküste gibt es keinen Schienenverkehr, also probierten wir die Buslinien aus. Um zu unserem Zielort Juodkrante zu kommen, mussten wir von Palanga erst mit dem Bus nach Klaipeda fahren und dort in einen Bus einsteigen, der auf die Fähre auf die kurische Nehrung und dann weiter fuhr. Wir versuchten, die Route mit dem Routenplaner von Google maps zu planen, mussten aber schnell feststellen, dass die Busverbindungen nicht alle vorhanden oder aktualisiert sind. Denn laut Google fuhr an dem Tag nur ein Bus von Palanga nach Klaipeda, an der Bushaltestelle selbst waren aber deutlich mehr Busse zu finden. Insgesamt konnten wir uns super gut zurecht finden, denn jeder Busbahnhof hat durchnummerierte Bussteige und an jedem Bussteig findet sich ein ausgedruckter Plan mit den Abfahrtszeiten. Außerdem fanden wir schnell die Internetseite „autobusubilietai.lt“, auf der wir nicht nur Informationen über die Fahrzeiten bekamen, sondern auch direkt Tickets kaufen konnten. So kamen wir ganz entspannt auf der kurischen Nehrung an.

Die kurische Nehrung

Die kurische Nehrung ist eine Halbinsel an der Westküste Litauens, die das kurische Haff von der Ostsee trennt. Interessant ist dabei vor allem, dass die Hälfte der Halbinsel zu Litauen zählt und die andere Hälfte zum russischen Oblast Kaliningrad gehört. Spannend fanden wir auch die unberührte Natur und die Chance, wilden Tieren wie z.B. Elche oder Füchsen zu begegnen.

Erlebnisse in Juodkrante

Juodkrante hieß früher zu deutscher Zeit noch „Schwarzort“ und liegt ungefähr in der Mitte des litauischen Teils. Wir blieben dort vier Nächte in einer sehr winzigen, aber süßen Hühnerstallartigen Unterkunft. Unser Vermieter schrieb uns vorher nur, dass wir am Café in der Nähe der Bushaltestelle seine Mutter Kristina finden würden, wir sollen einfach nach ihr fragen, sie wisse Bescheid. Natürlich liefen wir erstmal in das falsche Café, wo keiner eine Kristina kannte, uns aber trotzdem einen Kaffee anbot. Wir lehnten dankend ab und fanden im nächsten Café ein paar Meter weiter auch schon Kristina. In Juodkrante konnte man wunderbar am Haff spazieren gehen, war aber nach 20 Minuten Fußweg durch den Wald auch direkt an der Ostsee. Hier ließen wir es uns ordentlich gut gehen. Toll war außerdem, dass es an jeder Ecke leckeren geräucherten Fisch gab!

Lustig war in Juodkrante auch der Hexenwald, in dem viele Figuren aus litauischen Sagen als Holzfiguren aufgestellt waren. Eher unspektakulär war die Bernsteinbucht sowie der „Sound Catcher“ im Wald. Schön war aber, dass in Juodkrante gerade ein kleiner Markt stattfand, an dem wir uns neben geräuchertem Fisch auch mit anderen Spezialitäten des Landes eindecken konnten.

Richtig cool war allerdings ein Ausflug, bei dem wir während einer Wanderung „etwas“ vom Weg abgekommen sind und uns auf einmal mitten im größten Kormoran-Nestgebiet befanden. Über uns war alles voller Nester, es regnete Vogelkot und Fische und um uns herum schlich ein kleiner Fuchs, der sich die Fische schmecken ließ. Glücklicherweise blieben wir trocken und wurden weder vom Vogelkot noch von einem der Fische getroffen. Als wir kurz darauf wieder auf den normalen Weg zurückfanden, sahen wir auch schon eine Aussichtsplattform mit Gucklöchern auf genau das Waldgebiet, in dem wir gerade noch mittendrin standen. Dort stand auf großen Schildern, dass das das größte Kormoran-Nestgebiet sei und ein paar Besucher standen auch schon neugierig davor. Wir mussten lachen und werden dieses Erlebnis wohl niemals vergessen!

Ausflug nach Nida

An einem Tag fuhren wir mit dem Bus nach Nida, dem südlichsten Ort der kurischen Nehrung, der noch zu Litauen gehört. Wir fuhren mit dem Bus, der regelmäßig von Juodkrante nach Nida fuhr. Es war Freitagmittag und als wir einstiegen, waren wir inmitten einer Gruppe von ca. 10 „junger Erwachsener“, die offensichtlich einem Partywochenende entgegenfuhren. Sie tranken ordentlich Wodka und Jägermeister und waren dankbar, als der Busfahrer ihnen zuliebe kurz anhielt, damit sie alle pinkeln gehen konnten 😀 Wir waren schon gespannt, was uns in Nida erwartet, wenn man da so gut feiern kann? Doch zu unserer Überraschung stiegen sie alle an einem Örtchen namens Praila aus, wo es anscheinend überhaupt nichts gab. Naja, vielleicht hatten sie dort ein Ferienhäuschen oder so – lustig war es für uns auf jeden Fall.

In Nida gibt es eine große Sanddüne (Parnidis-Düne), weswegen der Ort auch als „Sahara von Litauen“ bezeichnet wird. Quer durch diese Düne führt auch die Grenze nach Russland, was wir uns einmal genauer anschauen wollten (Allerdings nur von weitem, denn wir haben kein passendes Visum und wollen ja gerne noch etwas weiterreisen). Bei unserer Entdeckungstour durch die Dünen kam uns auch ein kleiner Fuchs entgegen, der aber sich aber sofort fürchtete und das Weite suchte. Die Grenze sah dann letztendlich aber recht unspektakulär aus, es gab nur ein Zaun, aber ich wollte dennoch nicht so nahe drangehen.

Am Ende der Düne fanden wir uns dann am Wasser wieder, wo Tomek einmal durchspazierte. Vom Wasser aus konnte man gut auf die russische Seite der Düne blicken, unter Beobachtung eines russischen Militärschiffs auf dem Wasser. Außer uns war dort nur eine Familie, deren Vater sich aber komisch an den Bäumen verhielt und so aussah, als ob er entweder was suchte oder verstecken wollte. Wir fanden es jedenfalls sehr auffällig. Später auf unserer Reise suchten wir übrigens nach Geocaches und auf einmal kam uns der Gedanke, dass das vielleicht das Verhalten des Mannes erklären würde – und richtig: genau dort soll ein Geocache versteckt sein. Ob er es gefunden hat oder ob wir ihn sehr bei der Suche gestört haben, wissen wir aber nicht.

Weiterreise nach Klaipeda

Als kleines Kontrastprogramm fuhren wir nach unserer Zeit auf der kurischen Nehrung mit dem Bus und einer kleinen Fähre nach Klaipeda. Wir waren ganz überrascht, dass wir für die Überfahrt nach Klaipeda nichts bezahlen mussten. Wahrscheinlich ist der Preis schon beim Hinweg enthalten – oder wir hatten einfach einen guten Tag erwischt. Wir waren schon am frühen Mittag am Hafen, konnten aber erst später in unsere Unterkunft und machten uns es daher erstmal in der Sonne gemütlich.

Die Hafenstadt gefiel uns von Anfang an sehr gut. Wir hatten unsere Unterkunft für zwei Nächte gebucht und hatten genug Zeit, um uns die Stadt in Ruhe anzusehen. Die Stadt hieß zu deutschen Zeiten noch Memel, benannt nach der Memelburg, die am Hafen errichtet wurde. Der deutsche Einfluss ist bei einigen Häusern noch sehr deutlich zu erkennen. Von der Burg sieht man heute allerdings nur noch sehr wenig. Im ehemaligen Burggelände gibt es ein Museum, das die Stadt in den Jahren 1939-1945 zeigt. Wir besichtigten das Museum und fanden es auch wirklich sehr spannend und ergreifend. Das restliche Gelände besteht aus großen Grashügeln, auf denen man spazieren kann und einen schönen Blick auf den Hafen hat. Wir waren am Nationalfeiertag da, sodass überall die litauische Flagge hing.

Insgesamt hatte die Hafenstadt eine schöne ruhige Atmosphäre. Es gibt lustige Skulpturen zu finden und auch ein schönes altes Segelboot, was früher als Schulschiff genutzt wurde, zwischenzeitlich ein komplettes Wrack war und dann für einen symbolischen Euro gekauft und als Restaurantschiff wieder hergerichtet wurde. Außerdem fanden wir einen Friedhof deutscher Soldaten direkt neben einem schönen Park.

Wir fanden außerdem heraus, dass es in Klaipeda eine Uni gibt, die inzwischen mehr als 2.800 Studenten hat. Man kann dort an den Fakultäten „Sozial- und Geisteswissenschaften“, „Marine engineering und Naturwissenschaften“ und „Gesundheitswissenschaften“ studieren. Wir besichtigten die Uni einfach aus Interesse und waren fasziniert davon, wie süß die Gebäude sind. Ähnlich wie damals in Hamm wurde nämlich ein ehemaliger Militärcampus als Gebäude verwendet – die Gebäude wurden allerdings zwischen 1904 und 1907 errichtet und machen daher deutlich mehr her als die ehemaligen Kasernengebäude in Hamm.

In Klaipeda mieteten wir uns ein Auto, mit dem wir weiter südlich in das Memeldelta fuhren.

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